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Ansicht der Stadt Plön von 1593, ein Ausschnitt aus Braun und Hogenberg, Civitates Orbis Terrarum
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Geschichte des Kreises Plön


Die Geschichte des Kreises Plön als selbständige Gebiets- und Verwaltungseinheit ist im Vergleich zur Geschichte unserer Städte und Dörfer verhältnismäßig jung. Erst 1867/68 in der Folge der Annexion Schleswig-Holsteins durch Preußen nach den Kriegen mit Dänemark und Österreich wurde durch die Preußische Verordnung "betreffend die Organisation der Kreis- und Distriktsbehörden sowie die Kreisvertretung in der Provinz Schleswig-Holstein" eine Einteilung der vormaligen Herzogtümer Schleswig und Holstein in 20 Kreise vorgenommen.
 
Einer dieser Kreise war der Kreis Plön. Über diesen Zeitpunkt der ersten preußischen Kreiseinteilung hinaus ist die Geschichte des Kreises Plön zum einen die Geschichte des ostholsteinischen Raumes, aus dem der Kreis herausgeschnitten, zum anderen die Geschichte der einzelnen Teile, aus denen er zusammengefügt wurde. In beiderlei Hinsicht kann sich die bunte Bewegtheit der geschichtlichen Entwicklung mit derjenigen jeder anderen deutschen Landschaft messen.
 
Der weitaus größte Gebietsteil des Kreises Plön gehört einer Landschaft an, die Jahrhunderte hindurch als "Wagrien" bezeichnet war. Der Name führt auf den Volksstamm der Wagrier zurück. Er war in der Zeit der großen Völkerwanderungen im 7. und 8.Jahrhundert von Osten her in das von der früheren suebischen Bevölkerung geräumige wald- und seenreiche Gebiet eingedrungen. Seit Beginn des 9. Jahrhunderts trennte ein locker befestigter "Sachsenwall", der "limessaxoniae", diesen slawischen Siedlungsraum von dem der nordelbischen Sachsen.
 
Nach wechselhafter, meist kriegerischer Auseinandersetzung zwischen sächsischen und slawischen, dänischen und deutschen, christlichen und heidnischen Volksverbänden setzte Mitte des 12. Jahrhunderts die Kolonisation Wagriens durch deutsche Ritter und durch Siedler aus den verschiedensten nordeuropäischen Ländern (Holland, Friesland, Flandern, Westfalen) ein. Ihr herausragender Führer war der Schauenburger Graf Adolf II.
 
Die deutsche Besiedlung und Christianisierung wurde durch den Schauenburger Graf Adolf IV. vollendet, der in der Schlacht bei Bornhöved (1227) über die Dänen siegreich blieb. Graf Adolf IV. festigte die Grundherrschaften der adeligen Ansiedler, die ursprünglich nur als Landverteiler, "Locatoren", der Besiedelung bestimmter Teilräume vorstanden und sich nun unter gleichzeitiger Belehnung mit eigenem Grundbesitz zur Ritterschaft verbanden. Den neu gegründeten Klöstern wurden stattliche Grundflächen überlassen; dies gilt auch für das Benediktinerinnenkloster in Preetz, dessen Besitzungen zum Zeitpunkt der Bildung des Kreises Plön etwa ein Fünftel seiner Gebietsfläche einnahmen. Schließlich wurden als Vorläufer der späteren Ämter und Landschaften die landesherrlichen "Vogteien" gebildet und den bestehenden Stadtsiedlungen durch Verleihung des lübischen Stadtrechts größere Freiheiten eingeräumt. So z. B. Plön im Jahr 1236 und Lütjenburg 1275.
 
Nach dem Tod Adolf IV. (1261) setzte jene Politik der Erbteilung ein, die auch in den späteren Jahrhunderten weitgehend das Schicksal des Landes nördlich der Elbe bestimmte. Sie behinderte bis ins 19. Jahrhundert hinein die Ausbildung einer einheitlichen Verwaltungs- und Justizorganisation, förderte aber andererseits eine auch im Vergleich mit den nordeuropäischen Nachbarländern außerordentliche Stärkung der ständischen, vor allem der ritterlichen und geistlichen Kräfte sowie deren Grundherrschaften. Das Schauenburger Grafenhaus zerfiel in eine Kieler, Segeberger, Itzehoer, Plöner, Schauenburger und Rendsburger Linie.
Erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts vermochte Gerhard III., der Große, die Landesteile Holsteins mit dem Herzogtum Schleswig unter einer gemeinsamen Schauenburger Führung zusammenzufassen. Nach langer, meist blutiger Auseinandersetzung seiner Erben mit dem dänischen König um den Besitz Schleswigs gelang schließlich dem letzten der Schauenburger Grafen, Adolf III., im Jahr 1440 noch einmal die Einigung. Sie wurde von den Erben Christians I., dem ersten dänischen König aus oldenburgischem Haus, bis zu seinem Tod aufrechterhalten. Seit seiner Wahl zum Herzog von Schleswig und zum Grafen von Holstein im Jahr 1460 waren diese beiden Länder, und damit auch der Raum, der später das Gebiet des Kreises Plön bildet, in Personalunion mit Dänemark verbunden. Mit dem Erbteilungsvertrag von 1490 zerfielen sowohl Holstein wie Schleswig jeweils in einen königlichen und einen Gottorfer Anteil, ohne dass ein gebietsmäßiger Zusammenhang zwischen den territorialen Einzelgliedern dieser Anteile gewahrt wurde.
 
Nach einer Reihe verschiedener Erbteilungen entstand im Jahr 1622 das Herzogtum Plön, bestehend aus Stadt und Amt Plön, Amt Ahrensbök und im Süden den Ämtern Reinfeld, Traventhal und Rethwisch. Dieses Herzogtum bestand fast 140 Jahre lang.
 
Im Jahr 1863 richtete der dänische König eine Provinzialregierung für das Herzogtum Holstein mit Sitz im 1636 erbauten Plöner Schloss ein. Sie musste jedoch schon Ende des gleichen Jahres der österreichisch-preußischen Besetzung weichen. Nach dem Sieg Preußens und Österreichs über Dänemark wurde das Herzogtum Holstein und damit das Gebiet des Kreises Plön in den Jahren 1865 und 1866 der österreichischen Statthalterschaft unterstellt. Der Krieg zwischen Österreich und Preußen beendete die gemeinsame Regierung beider Großmächte und öffnete den Weg zur vollen Einverleibung Schleswig-Holsteins als Provinz in die preußische Monarchie.
 
Die Geschichte der preußisch-deutschen Provinz, des jetzigen deutschen Bundeslandes Schleswig-Holstein, beginnt mit dem Besitzergreifungspatent König Wilhelms I. vom 12. Januar 1867. Die noch im September 1867 eingeleitete preußische Verwaltungsreform ließ den Kreis Plön aus einer Vielzahl örtlicher Verwaltungseinheiten entstehen, die in dänischer Zeit unverbunden nebeneinander bestanden hatten. Insgesamt erhielt er eine Gebietsfläche von 96.000 ha, auf der etwa 50.000 Einwohner lebten.
 
Das Gebiet des Kreises Plön wurde im Lauf der Jahrzehnte wiederholt verändert. Eine bedeutsame Gebietserweiterung erfuhr der Kreis Plön durch die Auflösung des westlichen Nachbarkreises Bordesholm im Jahr 1932. 31 Gemeinden mit 18.000 Einwohnern auf einer Gebietsfläche von 25.000 ha kamen damit zum Kreis Plön. Hierzu gehörten auch die Fördegemeinden Schönkirchen, Mönkeberg, Kitzeberg und Heikendorf. Gaarden, Ellerbek und Elmschenhagen wurden in den Jahren 1901, 1910 und 1939, Moorsee, Meimersdorf, Rönne und Wellsee 1970 nach Kiel eingemeindet. Brachenfeld und Teile von Tungendorf gingen 1938 und 1970 nach Neumünster.
 
Die Kreisgebietsreform des Jahres 1970 verkleinerte den Westteil des Kreisgebietes schließlich noch um neun Gemeinden mit etwa 7.000 Einwohnern und einer Fläche von 7.200 ha, die dem Kreis Rendsburg-Eckernförde zugelegt wurden.
 
Dem Kreis Plön gehören heute insgesamt 85 Gemeinden an, darunter die vier Städte Plön , Preetz, Schwentinental und Lütjenburg (zugehörig zum Amt Lütjenburg), 82 amtsangehörige Gemeinden des Kreises Plön und eine Gemeinde aus dem Kreis Ostholstein. Ende 1998 lebten im Kreis Plön 130.468 Menschen, heute sind es 127.676.
Der Kreis Plön liegt im östlichen Teil des Landes Schleswig-Holstein zwischen der Ostsee und der Holsteinischen Schweiz. Etwa 50 km Ostseeküste, mehr als 80 Binnenseen und ein reichgegliedertes Hügelland machen ihn zu einem der landschaftlich schönsten und reizvollsten Gebiete im nördlichsten Bundesland.
 
Mit einer Fläche von 1.081 qkm ist der Kreis Plön der viertkleinste unter den elf Landkreisen in Schleswig-Holstein. Im Norden und Osten grenzt der Kreis an die Ostsee, im Westen an die Stadt Kiel, den Kreis Rendsburg-Eckernförde und die Stadt Neumünster, im Süden und Osten an die Kreise Segeberg und Ostholstein.
 
Die abwechslungsreiche Landschaft ist geformt durch die verschiedensten Eiszeiten, die Schleswig-Holstein gestaltet haben. Sie dient heute der Landwirtschaft als ertragreiche Grundlage - stolze Bauernhöfe und große Güter finden sich im seenreichen Hügelland. Grund- und Endmoränenbildung der letzten Eiszeit haben an der Ostseite der nordelbischen Halbinsel eine reichgegliederte Hügellandschaft entstehen lassen, deren Höhen und Senkungen im Kreis Plön im Durchschnitt zwischen 20 und 70 m liegen.
 
In der Holsteinischen Schweiz, die sich etwa von Preetz über Plön und Lütjenburg in den Kreis Ostholstein hinein erstreckt, erreichen die Anhebungen Höhen bis zu 147 m (nördlich von Kirchnüchel), 128 m (Pilsberg bei Lütjenburg mit dem Hessensteim), 126 m (bei Neu-Harmhorst). Nur die "Salzwiesen" am Nordrand der Probstei zwischen Stein und Schmoel und das Land zwischen der Küste und den beiden Binnenseen bei Behrensdorf, Hohwacht und Sehlendorf erheben sich nur wenige Meter über den Meeresspiegel.
 
Ständig verbesserte und erweiterte Deichbauwerke verhindern hier den wiederholten Einbruch der Ostsee, während an anderer Stelle der Küste, so vor Hohwacht und Hohenfelde, bis zu 20 m hohe Steilufer Schutz vor Überflutungen bieten.
 
Die Wasserscheide zwischen Nord und Ostsee verläuft im Westteil des Kreises. Sie entwässert zum Beispiel die beim Gut Schönhagen, Gemeinde Schillsdorf, entspringende Eider in die Nordsee. Der weitaus größte Teil des Kreises ist jedoch mit seinen Wasserläufen zur Ostsee verbunden. Schwentine und Kossau durchziehen mit ihren Tälern, ihren Windungen und mit ständigem Wechsel ihres landschaftlichen Rahmens den Kreis und verbinden die vielen Seen untereinander.
 
Über etwa drei Viertel der Gebietsfläche des Kreises dehnt sich ein überwiegend fruchtbares Acker- und Weideland in einer typischen Knicklandschaft. Neben mittel- und kleinbäuerlichen Betrieben findet sich eine landwirtschaftliche Großbetriebsstruktur mit langer Tradition. Auf etwa 9.000 ha Seen und fließenden Gewässern wird eine lohnende Binnenfischerei ausgeübt. Die forstwirtschaftlich genutzten Flächen, überwiegend Laub- oder Mischwald, vereinzelt auch reiner Nadelwald, erstrecken sich über ein Zehntel des Kreisgebiets. 
 
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