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09.11.2020

Einblick in die Arbeit des Gesundheitsamtes unter Pandemie-Bedingungen

Kontaktnachverfolgung kann aktuell sichergestellt werden

Das Gesundheitsamt des Kreises Plön bereitet sich, angesichts der bundesweiten Entwicklung, auf steigende Corona-Fallzahlen vor. „Wir haben unser operatives Geschäft an die Pandemie angepasst“, so der Leiter des Gesundheitsamtes, Privatdozent Dr. Josef Weigl.

Etwa Dreiviertel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes kümmern sich derzeit überwiegend um Aufgaben, die im Zusammenhang mit Corona stehen. Ihre Tätigkeiten haben sich seit Beginn der Pandemie grundlegend verändert. Landrätin Stephanie Ladwig ist sich der außerordentlichen Leistung der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewusst. „Der Einsatz und die hohe Motivation beeindrucken mich jeden Tag aufs neue“, so die Landrätin.

Um die Kontaktnachverfolgung vollumfänglich sicherstellen zu können, werden die Gesundheitsamtsmitarbeiter derzeit von zwei externen Kräften unterstützt, was bei unseren derzeitigen Fallzahlen noch ausreichend ist. Außerdem helfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die eigentlich in anderen Bereichen der Verwaltung arbeiten, aus. „Bei weiter steigenden Fallzahlen müssen andere Aufgaben in der Verwaltung eine gewisse Zeit ruhen“, beschreibt die Landrätin die Prozesse im Hintergrund. Zusätzlich wird der Einsatz externer Kräfte vorbereitet.

Doch wie sieht der Arbeitsalltag im Gesundheitsamt unter Pandemie-Bedingungen konkret aus?

Jeden Morgen um 9 Uhr treffen sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einer Besprechung. „Händehygiene ist jetzt noch viel wichtiger als im Sommer“, schärft Weigl seinen Mitarbeiter*innen ein. „Durch die kühleren Temperaturen kann das Virus jetzt viel länger an Oberflächen überleben“. Während der morgendlichen Runde gibt der Amtsleiter aktuelle Erkenntnisse rund um das Virus weiter, beantwortet Fragen seiner Mitarbeiter*innen und verschafft sich einen Überblick, wie hoch die Arbeitsbelastung ist.

Anfang März wurde ein „Operatives Zentrum“ eingerichtet. Drei Mitarbeiter*innen sitzen hier pro Schicht an Schreibtischen, die durch Schallschutzwände voneinander getrennt sind. Dieser Raum ist in der Pandemie zur Zentrale geworden. Hier gehen die Positiv-Meldungen der Labore ein, Betroffene werden angerufen, Kontakte nachverfolgt, Quarantäne bzw. Isolationsanordnungen verhängt. In einer großen Kreis Plön-Karte stecken zahlreiche Fähnchen, die einen Überblick über die bisherigen Corona-Fälle und Standorte geben.

Eine Vielzahl der Mitarbeiter*innen ist nicht im „Operativen Zentrum“ sondern im Hintergrund tätig. Sie verfassen zum Beispiel Schreiben, um Isolation und Quarantäne schriftlich anzuordnen, beantworten medizinische Fragen beantwortet oder kontrollieren Hygienekonzepte. Zwei von ihnen sind Christine Engeler und Dr. Anna-Katharina Feddersen. Sie gehören eigentlich zum zahnärztlichen Dienst, waren vor der Pandemie täglich in Schulen und Kindergärten unterwegs und haben die Zähne der Kinder untersucht. Seit März haben sich ihre Aufgaben grundlegend verändert. „In den vergangenen acht Wochen habe ich mich um die Reiserückkehrer gekümmert“, erzählt Christine Engeler von ihrer aktuellen Aufgabe; insgesamt ca. 1.000 Fälle. „Wer mit dem Flugzeug gereist ist, musste sogenannte Aussteigerkarten mit seinen Daten ausfüllen. Die haben wir als Gesundheitsamt dann bekommen und uns mit den Betroffenen in Verbindung gesetzt. Viele Reiserückkehrer aus Risikogebieten haben sich aber auch selbstständig bei uns gemeldet“. Engeler hat die Betroffenen über Quarantäne-Pflichten aufgeklärt und Corona-Tests eingefordert. Im Büro nebenan pflegt Dr. Anna-Katharina Feddersen die Corona-Datenbank des Kreises, bereitet Testaktionen - wie zum Beispiel am Gymnasium Heikendorf - vor und nimmt Abstriche. „Als Zahnärztin ist sie es gewohnt, Menschen in den Mund zu schauen und weiß, worauf es beim Abstrich nehmen ankommt“, erklärt Gesundheitsamtsleiter Josef Weigl.

Bis Mitte Oktober hat im Gesundheitsamt häufig das Telefon geklingelt. Bürgerinnen und Bürger wollten sich informieren, welche Regelungen sie in Bezug auf Geburtstagsfeiern, Hochzeiten oder andere Veranstaltungen einhalten müssen. Es gab Fragen zu Einreisebeschränkungen und Quarantänen oder Hygienekonzepten in Pflegeheimen. „Wichtig ist jetzt, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ihre zentralen Aufgaben konzentrieren können“, so Landrätin Stephanie Ladwig. Deshalb ist das Bürgertelefon, das von Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung bedient wird, seit Mitte Oktober wieder geschaltet und zwar mit Sprechzeiten von Montag bis Freitag sowie am Samstag. „Viele Kolleginnen und Kollegen haben sich freiwillig gemeldet“, freut sich die Landrätin über die Solidarität innerhalb der Verwaltung.

Die Pandemielage verändert sich derzeit täglich. Um den Überblick zu behalten, sind ausgefeilte Datenbänke für die Arbeit im Gesundheitsamt von zentraler Bedeutung. Sören Weber sitzt hinter seinem Schreibtisch und gibt Daten ein. Er hat diese komplexe Aufgabe während des Höhepunktes der ersten Welle übernommen, als der bisherige Kollege plötzlich und unerwartet verstarb. Ein Gesundheitsamt im „Normalbetrieb“ kennt er bisher nicht.

Ein paar Türen weiter sitzen die Gesundheitsaufseher. In Nicht-Corona-Zeiten kümmern sie sich um alle meldepflichtigen Infektionskrankheiten, kontrollieren Trinkwassereinrichtungen und die Hygiene in Schulen, Heimen und Kindergärten. Einer von ihnen ist Dennis Starke. Ende Februar hat er, zusammen mit einem Arztkollegen, den ersten Abstrich von einem Corona-Patienten im Kreis Plön genommen. Er erinnert sich: „Damals konnten die Labore hier in Schleswig-Holstein die Proben noch gar nicht untersuchen. Die habe ich dann persönlich nach Hamburg gebracht.“ In der Anfangszeit haben Starke und seine Kollegen alle Infizierten regelmäßig angerufen und sich nach deren Gesundheitszustand erkundigt. Diese Aufgabe ist den Gesundheitsämtern im Laufe der Pandemie abgenommen worden. Gesundheitsministerium, Kassenärztliche Vereinigung und Gesundheitsämter haben gemeinsam eine Datenbank entwickelt. Darin werden alle positiven Fälle eingetragen und niedergelassene Ärzte kümmern sich dann um die Betreuung der Infizierten.

Trotzdem bleibt für die Mitarbeiter*innen des Gesundheitsamtes noch genug zu tun. „Positiv Getestete anrufen, nach der Quelle der Infektion forschen, Kontaktpersonen herausfinden, Hinweisen und Beschwerden nachgehen, Hygienekonzepte überprüfen, Campingplätze kontrollieren, Schulen, Kindergärten und Heime hinsichtlich ihrer Hygienekonzepte beraten und vor Ort überprüfen sowie bei Bedarf Abstrichabnahmen vorbereiten und durchführen“, zählt Dennis Starke seine aktuellen Aufgaben auf.

Viele Aufgaben des Gesundheitsamtes müssen momentan hintenan stehen, amtsärztliche Gutachten werden beispielsweise nur noch in besonders dringenden Fällen gefertigt. Es gibt allerdings auch Tätigkeiten, die während der Pandemie zwingend weiterlaufen müssen. Dazu zählt zum Beispiel der Sozialpsychiatrische Dienst. Dieser ist für psychisch Kranke rund um die Uhr zuständig. Dr. Weigl bemerkt, dass sich der Druck durch die Pandemie auf vielerlei Arten bemerkbar macht, zum Beispiel durch selbstverletzendes Verhalten. Gerade deshalb ist es wichtig, dass der Sozialpsychiatrische Dienst weiter arbeitet.

„Während der Sommermonate, als es in Sachen Pandemie etwas ruhiger war, haben wir quasi eine Aufholjagd begonnen“, berichtet der Gesundheitsamtsleiter. „Da haben wir die Dinge abgearbeitet, die während der ersten Welle ruhen mussten“. Dazu zählten zum Beispiel die Schuleingangsuntersuchungen.

Mona Stern gehört zu den Wenigen, deren eigentliches Aufgabenfeld nicht völlig zum Erliegen gekommen ist. Sie ist für die Trinkwasserüberwachung im Kreis zuständig. „Wir müssen die Daseinsvorsorge aufrechterhalten“, verdeutlicht Amtsleiter Weigl. „Nicht auszudenken, wenn es irgendwo zu einem zusätzlichen Ausbruchsgeschehen, wie zum Beispiel durch verunreinigtes Trinkwasser, käme.“ Doch auch Mona Stern hat neue Aufgaben dazu bekommen. Sie unterstützt nicht nur die Kolleg*innen im Operativen Zentrum, sondern ist auch mit für das Qualitätsmanagement der Abläufe rund um Corona-Akten und Dokumentation zuständig. „Wir müssen uns auch Gedanken machen, wie der Betrieb hier aufrechterhalten werden kann, wenn einer von uns positiv getestet wird“, erläutert sie weiter. Für diesen Fall hat sie mit ihren Kolleg*innen in den vergangenen Monaten Ideen und Konzepte entwickelt.

Der Kreis Plön steht derzeit im bundesweiten Vergleich bei den Neuinfektionen sehr gut da. Eine richtige Erklärung hat Gesundheitsamtsleiter Dr. Josef Weigl dafür nicht. „Wir sind eine ländliche, nicht so dicht besiedelte Region. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schauen bei der Kontaktnachverfolgung sehr genau hin. Das spielt sicherlich beides eine Rolle. Aber ansonsten haben wir bisher einfach wahnsinnig Glück gehabt“, sagt er bescheiden. Und er mahnt immer wieder angesichts dieser Situation bloß nicht leichtsinnig zu werden. „Das wird noch ungemütlich für uns alle“, prophezeit er und meint damit nicht nur das Plöner Gesundheitsamt. 

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowohl im Gesundheitsamt als auch in der übrigen Verwaltung, verbindet ein gemeinsames Ziel. „Wir wollen die Menschen bei uns im Kreis bestmöglich durch die Pandemie zu führen“, unterstreicht die Landrätin. Damit das gelingt, ist der Kreis auf die Hilfe aller Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Stephanie Ladwig appelliert deshalb nochmals: „Halten Sie sich bitte an die geltenden Regeln. Seien Sie umsichtig. Sie schützen damit nicht nur sich sondern auch Andere.“

 

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