Kreis Plön und Freiwillige Feuerwehr Kalübbe erproben modernste Technologie zur Sicherung der Löschwasserversorgung

Ein Erlebnis, das kein Kamerad der Freiwilligen Feuerwehr Kalübbe so schnell vergessen wird: Ein Hof außerhalb des Dorfes stand in Flammen. Bei ihrer Ankunft stellten die Feuerwehrleute fest, dass der Löschteich leer war, ausgetrocknet vom Sommerwetter. Trotz regelmäßiger Kontrollfahrten zu den Löschteichen war das unbemerkt geblieben. „Wir haben einfach nicht die Personalstärke für noch häufigere Kontrollfahrten“, so Wehrführer David Glaser. Aufwendige alternative Wasserversorgungen mussten schnellstmöglich hergestellt werden. Dank des starken Einsatzes der Kameraden konnte zumindest das Wohnhaus des Hofes gerettet werden. Diese Erfahrung unterstreicht die Bedeutung von Löschteichen als unverzichtbare Quelle für die Feuerwehr, insbesondere in Gebieten, in denen kein ausreichendes Hydrantennetz vorhanden ist.

Die regelmäßige Überprüfung der Löschwasserquellen ist jedoch eine zeitintensive Aufgabe für die rein ehrenamtlich tätigen Feuerwehrleute. Ihre Bereitschaft, ihre Freizeit für das Gemeinwohl zu opfern, ist bewundernswert. Umso dankbarer sind sie, wenn innovative Lösungen ihre Arbeit effizienter gestalten können.

In diesem Zusammenhang erhält die Freiwillige Feuerwehr Kalübbe nun Unterstützung vom Kreis Plön. Gemeinsam erproben sie in einem landesweit einzigartigen Projekt modernste Technologie zur Pegelstandsmessung an Feuerlöschteichen, um hier Erkenntnisse zu sammeln, die zukünftig kreisweit für Verbesserungen sorgen können. Obwohl die Sensorik bereits auf dem Markt vorhanden war, stellte der Einbau in Löschteiche eine besondere Herausforderung dar.
Die Verwendung von sogenannter LoRaWAN-Technologie zur Übertragung der Daten ist ein innovativer Ansatz, das Landesnetz dazu befindet sich gerade erst im Aufbau. Der Kreis Plön nimmt hier eine Vorreiterrolle ein. Der Plöner Kreistag hatte frühzeitig die Chancen erkannt, die diese Technologie bietet und einen entsprechenden Beschluss gefasst. Gemeinsam mit der Digitalisierungsmanagerin der Kreisverwaltung wurde das Projekt bereits während der Planungsphase beim Land initiiert und vorangetrieben.

Das Landesnetz wird zukünftig dafür sorgen, dass der Kreis Plön bald mit einem flächendeckenden Gateway-Netz versorgt sein wird. Dies wird die Infrastruktur für weitere LoRaWAN-Anwendungen im gesamten Kreisgebiet bereitstellen und die Möglichkeiten für die Nutzung dieser zukunftsweisenden Technologie weiter ausbauen.

Doch was verbirgt sich hinter der neuen Technologie?
Das Projekt „LoRaWAN“ ist Teil der Digitalisierungsstrategie des Kreises Plön auf seinem Weg zur „smart region“. LoRaWAN steht für "Long Range Wide Area Network" und ist ein drahtloses Kommunikationsprotokoll, das darauf ausgelegt ist, kleine Datenmengen über große Entfernungen zu übertragen. Diese Technologie ist besonders geeignet für die Kommunikation von Sensoren über größere Entfernungen in ländlichen Umgebungen, insbesondere dort, wo kein Mobilfunknetz vorhanden ist oder die Nutzung teuer wäre.

Die kostengünstige und energiesparende Vernetzung über nur wenige Gateways ermöglicht es, eine Vielzahl von Geräten mit einem einzigen Netzwerk zu verbinden. Dies macht LoRaWAN besonders attraktiv für Anwendungen des Internet der Dinge (IoT), wie z.B. die Überwachung von Umweltparametern, die Landwirtschaft, Smart Cities und Industrie 4.0.

Das Pegelstandsmonitoring bei der Freiwilligen Feuerwehr Kalübbe ist das erste Beispielprojekt des Kreises Plön im Zuge der LoRaWAN-Informationskampagne und ein wunderbares Beispiel dafür, dass Verwaltung nicht immer langsam sein muss.
„Der Einsatz der verschiedenen Partner in diesem Projekt war wirklich eindrucksvoll“, so die Digitalisierungsmanagerin des Kreises. „Seitens unseres Partners, der Smarten KielRegion, standen sehr kurzfristig finanzielle Mittel für ein innovatives Projekt im ländlichen Raum zur Verfügung. Innerhalb weniger Tage mussten wir Partner finden, die sofort verbindliche Zusagen machen konnten. Diese Chance wollten wir für den Kreis Plön natürlich ergreifen.“ Die Freiwillige Feuerwehr Kalübbe unter der Führung von Wehrführer David Glaser bot sich als Partner an und konnte sofort die notwendigen Zusagen machen.
Für die technische Umsetzung konnte die Firma Addix aus Kiel, ein langjähriger Partner der Smarten KielRegion, gewonnen werden, der als Full-Service-Internetdienstleister bei allen Themen rund um digitale Infrastrukturen unterstützt. Und so werkelte ein hoch motiviertes Team aus Feuerwehr, Dienstleister, Smarter KielRegion und Kreisverwaltung in beispielloser Zusammenarbeit. Bereits nach drei Monaten war das Projekt umgesetzt und erste Daten konnten sichtbar gemacht werden.
„Einige Spezialfälle wie unterirdische Löschwasserzisternen werden uns noch eine Weile beschäftigen“ erzählt Sissel Gies von der Smarten KielRegion. Aber auch dafür werden die Projektpartner Lösungen finden.

Die Installation der Sensoren in den Löschteichen stellte eine echte Herausforderung dar, da der Untergrund und die Tiefe unbekannt waren. „Aufhängungsmöglichkeiten wie man sie von Brücken kennt, gab es hier nicht. Unsere mutigen Kollegen mussten mit Wathosen und Sicherungsleinen ausgestattet werden, um die Sensoren und individuell gebauten Halterungen sicher zu installieren. Glücklicherweise musste das Gummiboot nicht zum Einsatz kommen“, berichtet Boje Sjut von der Firma Addix.

Die Daten der Sensoren werden nun auf einem Dashboard im Gerätehaus angezeigt, wodurch die ehrenamtlich Tätigen Zeit sparen und mehr Sicherheit im Einsatzfall haben. Werden Grenzwerte erreicht, so geht zusätzlich eine Meldung direkt an den Wehrführer raus. „Auch etwas CO2 sparen wir dabei noch ein, da wir keine unnötigen Fahrten zu den Löschteichen mehr durchführen müssen“ erzählt Wehrführer David Glaser. Ein weiterer Nebeneffekt der Pegelstandsdaten: In der Gemeinde konnten bereits Zusammenhänge festgestellt werden zwischen den Pegelständen der Löschteiche und dem Zustand der zu- und ablaufenden Gräben, sodass hier zukünftig weitere Mehrwehrte aus dem Projekt gezogen werden können.

Dieses Projekt ist ein weiterer Beleg dafür, wie moderne Technologien dazu beitragen können, die Lebensqualität in ländlichen Gebieten zu verbessern und gleichzeitig Ressourcen effizienter zu nutzen. Besonders hervorzuheben ist die sehr kosteneffiziente Umsetzung, die die Möglichkeit eröffnet, diese Lösung auch für kleine Wehren und Gemeinden nutzbar zu machen.

Die Smarte KielRegion und der Kreis Plön freuen sich besonders, dass durch dieses Projekt nicht nur wertvolle Erkenntnisse für die Übertragungsqualität von LoRaWAN im ländlichen Raum gewonnen werden konnten, sondern diese Erkenntnisse auf andere Projekte übertragen werden können, beispielsweise in der Wasserwirtschaft, bei Rückhaltebecken oder Staustufen und Vielem mehr.

Das Projekt hat auch das Interesse der landesweiten LoRaWAN-Community geweckt und bietet die Möglichkeit zum Austausch mit Nachbarwehren und anderen interessierten Partnern. Interessierte sind eingeladen, das Projekt vor Ort zu besichtigen und können sich für weitere Informationen an das Digitalisierungsmanagement des Kreises Plön wenden (Telefon 04522 743 310, Email: alexandra.gruthoff@kreis-ploen.de).

Die „Smarte KielRegion“ ist ein gemeinsames Projekt der Landeshauptstadt Kiel sowie der Kreise Plön und Rendsburg-Eckernförde. Es wird zusammen mit der KielRegion umgesetzt und als eines von 73 „Modellprojekten Smart Cities“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen gefördert.