Explosionen, Waldbrände und Evakuierungen auf dem Gut Nehmten
200 Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes des Kreises Plön haben Übung durchgeführt
Der Kreis Plön ist seit mehreren Monaten von Trockenheit betroffen. Durch eine unglückliche Verkettung menschlichen und technischen Versagens hat es im Bereich Nehmten mehrere Unfälle und Explosionen gegeben. Personen werden vermisst und an einer Biogasanlage gibt es einen Unfall mit Austritt von gefährlichen Stoffen. Teile des Nehmtener Waldes sind in der Nähe des Gut Nehmten in Brand geraten.
Dies war die Ausgangslage für die kürzlich stattgefundene kreisübergreifende Katastrophenschutzübung, organisiert durch die Kreisverwaltung Plön in Zusammenarbeit mit dem Kreiswehrführer Manfred Stender und dem ehemaligen Leiter des Löschzugs Gefahrgut, Andreas Mösch. Insgesamt waren circa 200 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) sowie des Löschzugs Gefahrgut des Kreises Plön vor Ort, um die Übungssituation erfolgreich abzuarbeiten. Gerade in größeren Unglückssituationen ist es unerlässlich, dass die Zusammenarbeit aller BOS-Einheiten (BOS = Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) reibungslos funktioniert. Deshalb wurde auch in dieser großen Übung ein Hauptaugenmerk auf die Zusammenarbeit der verschiedenen Einheiten untereinander gelegt. Wegen der komplexen Einsatzlage war es in diesem Szenario zudem erforderlich, die Führung der Einheiten durch die Technische Einsatzleitung des Kreises Plön sicherzustellen. „Die Zusammenarbeit der vielen verschiedenen Einheiten bei diesem komplexen Szenario verlief ohne größere Probleme. Ich bin allen Einsatzkräften dankbar für ihren engagierten Einsatz. Alle Schadenslagen konnten professionell abgearbeitet und damit für die Sicherheit der Betroffenen gesorgt werden“, stellte Landrätin Stephanie Ladwig fest, die das Übungsszenario vor Ort beobachtet hat. Die wichtigste Erkenntnis war, dass die Kommunikation an der Einsatzstelle über den Digitalfunk verbessert werden muss und hierfür eine taktische Einsatzplanung notwendig ist. Ein weiteres Augenmerk wird in Zukunft auf die strukturierte Führung bei Einsatzlagen mit mehreren beteiligten Organisationen zu legen sein. „Insgesamt sind wir dank solcher Übungen und stetiger Optimierung durch neue Erkenntnisse auf verschiedene Unglücke vorbereitet“, so Landrätin Ladwig abschließend.
Zum Übungsszenario und den ergriffenen Maßnahmen im Einzelnen:
Im Bereich der Biogasanlage galt es, nach einer Explosion drei vermisste Personen zu suchen und zu retten. Zur Erfüllung dieser Aufgabe haben Kräfte des Löschzugs Gefahrgut Plön und des Technischen Hilfswerks verschiedenste Maßnahmen gemeinsam getroffen und durchgeführt. Als große Schwierigkeit erwies sich, dass durch die Explosion verschiedene Gefahrstoffe durch auftretende undichte Stellen ausgetreten waren. Diese hätten zur Gefahr für die verunfallten und vermissten Personen sowie für das eingesetzte Personal und Gerät werden können. So wurden undichte Stellen unter Verwendung von Chemikalienschutzanzügen geschlossen und austretende Stoffe aufgenommen. Ebenso wurde in den Bereichen, in denen kein Einsatz von Chemikalienschutzanzügen nötig war, unter Atemschutz die Personensuche und deren Rettung eingeleitet und durchgeführt.
Ein weiteres Schadensszenario spielte sich im Bereich des Nehmtener Waldes ab. Hier sah das Übungsszenario einen Waldbrand vor, der durch die örtlichen Kräfte allein nicht mehr zu bewältigen war. In diesen Bereich wurden durch die untere Katastrophenschutzbehörde des Kreises Plön die 8. Feuerwehrbereitschaft, ein Krankentransportwagen der 3. Sanitätsgruppe des Kreises Plön (ASB) und ebenfalls Kräfte des Technischen Hilfswerk entsandt, um die örtlichen Einsatzkräfte zu unterstützen. Eine der Schwierigkeiten für die Einsatzkräfte bestand bereits bei der Anfahrt und Erkundung. Durch den Waldbrand beschädigte Bäume waren auf die Fahrbahn gestürzt und blockierten zum einen die Zufahrt zum Schadensgebiet, zum anderen fiel ein Baum auf einen PKW, in dem noch zwei Personen eingeklemmt waren und durch die Einsatzkräfte befreit werden mussten. Eine weitere Schwierigkeit ergab sich durch die Löschwasserversorgung vor Ort. Um ausreichend Löschwasser im Schadensgebiet zur Verfügung zu haben, mussten über 1,5 Kilometer Schlauchleitungen aus dem naheliegenden Stocksee gelegt werden. Um die Schadenslage im Bereich des Waldbrandes zu verdeutlichen, wurden durch Kameradinnen und Kameraden des Technischen Hilfswerks Pyroeffekte eingesetzt.
Als große und nützliche Hilfe bei der Lageerkundung und Lagedarstellung erwies sich die Drohne der Freiwilligen Feuerwehr Lütjenburg, die zum Beispiel über Wärmebildtechnik im Schadensgebiet die Arbeit der Technischen Einsatzleitung unterstützen konnte. Der Einsatz der Drohne stellte im Bereich des Katastrophenschutzes des Kreises Plön eine Premiere dar und war für die weiteren Einsatzplanungen des Kreises wertvoll. Die untere Katastrophenschutzbehörde des Kreises Plön prüft darauf aufbauend, wie die Technik optimal kreisweit eingesetzt werden sollte. Hierbei spielen zum Beispiel rechtliche Rahmenbedingungen, Einsatzszenarien, Schulungsnotwendigkeiten, Kooperationspartner und Kosten eine Rolle.
Zeitgleich im Einsatz, allerdings bei einer anderen Übung in Schleswig-Holstein, waren die 9. Feuerwehrbereitschaft des Kreises Plön sowie ein Krankentransportwagen der 2. Sanitätsgruppe des DRK. Diese wurden zeitgleich durch den Kreis Plön zu einer kreisübergreifenden Übung der Katastrophenschutzeinheiten des Kreises Herzogtum-Lauenburg entsendet. Dort wurden innerhalb eines Übungsparcours verschiedene Stationen durch die Einheiten absolviert. Hierzu zählten das Evakuieren von Personen aus Wassergefahren, Wasserförderung mit Hilfe von Hochleistungspumpen des Technischen Hilfswerks sowie Fahrübungen mit Kraftfahrzeugen.